Carpe diem

Dr. Gerald Quitterer

Das Jahr 2025 startet im Wahlkampfmodus. Der Bundespräsident hat nach der verlorenen Vertrauensfrage des Bundeskanzlers den Weg zu Neuwahlen im Februar freigemacht. In Amerika wird Donald Trump die Präsidentschaft angetreten haben, Milliardäre beeinflussen unseren Wahlkampf, auf Internetplattformen sollen die Faktenchecker abgeschafft werden, freie Journalistinnen und Journalisten arbeiten hinter Panzertüren, weil sie sich vor ­Angriffen fürchten müssen. Das ist der politische Background, vor dem sich unser Land befindet.

Unter diesen Gegebenheiten startet die Kammerarbeit in diesem Jahr. Wir kämpfen gegen die Vereinnahmung und Bevormundung ­unserer ärztlichen Tätigkeit durch die Politik. Wir kämpfen gegen den Ausverkauf der Medizin an Investoren. Wir setzen uns weiterhin mit Nachdruck für den Erhalt der bewährten ambulanten und stationären Versorgungsstrukturen ein. Wir, das sind über 97.000 Ärztinnen und Ärzte allein in Bayern, von denen gut 13.000 aus dem Ausland kommen und zusammen mit uns die medizinische Versorgung sichern. Wir sind Kammer. Wir sind ein Wirtschaftsfaktor. Das Parlament der Ärzteschaft, die gewählten Delegierten zum Bayerischen Ärztinnen- und Ärztetag, sind die Stimme, mit der wir die Politik in die Verantwortung nehmen.
 
In Bayern lebt die Selbstverwaltung auf Kammerebene von ihrer Dreigliedrigkeit. Die 63 ärztlichen Kreis- und die acht ärztlichen Bezirksverbände, die eigene Körperschaften des öffentlichen Rechts mit definierten satzungsmäßigen Aufgaben darstellen, werden getragen vom Engagement der dort gewählten Repräsentantinnen und Repräsentanten. Ich bedanke mich an dieser Stelle für die Arbeit, die dort in vielen ehrenamtlichen Stunden erbracht wird und die den Zusammenhalt der Ärzteschaft vor Ort festigt. Dieses System ist der Garant für den freien Beruf Arzt und steht schon heute jedem jungen Kollegen und jeder jungen Kollegin für die Mitarbeit in der Selbstverwaltung offen.

Mein Dank gilt hier insbesondere den Mitgliedern der 17 Ausschüsse und Kommissionen der Bayerischen Landesärztekammer, die sich kontinuierlich mit ihrem Interessensspektrum in die politische Meinungsbildung der Kammer einbringen. Das befruchtet die Kammerarbeit und ermutigt, dieses Miteinander weiterzugehen und auch für die jungen Kolleginnen und Kollegen das Interesse an der Kammertätigkeit zu festigen. Unsere wechsel­volle Geschichte zeigt, dass immer wieder eine neue Generation von Ärztinnen und Ärzten die Zukunft dieser Kammer mitgestaltet und sie weitergeführt hat. Zukunftsgestaltung bedeutet für die Kammer vor allem, Ansprüche und Bedürfnisse einer neuen Zeit aufzunehmen, sie muss mitwachsen. Sie muss Verantwortung für Veränderungen übernehmen und ihnen gerecht werden, sich weitsichtig und maßvoll verändern. Das haben wir mit der Strategie „BLÄK 2028 – Fit für die Zukunft“ eingeleitet.
Weit oben auf unserer Prioritätenliste steht im Jahr 2025 das Re-Design unseres Internetauftritts und die sukzessive Weiter­entwicklung des Mitgliederportals. Wir wollen den Internetauftritt vollständig überarbeiten, um den Zugang zu ­Informatio­nen der Kammer zu erleichtern und so unsere Servicequalität zu erhöhen. Besonders großen Wert legen wir dabei auf die optimale Darstellung unserer Inhalte unabhängig vom Endgerät – ob dies nun ein Desktop-PC, ein Tablet oder ein ­Smartphone ist. Das Mitgliederportal werden wir 2025 technologisch auf neue Beine stellen und anschließend beginnen das digitale Serviceangebot auszubauen. Im Zielbild sollen unsere Mitglieder rascher die gewünschten Daten finden, ihre Anliegen ­online bearbeiten und sich jederzeit über den Stand ihrer Anträge
informieren können.

Im Bereich der Fortbildung planen wir beispielsweise die Einrichtung eines Portals, über welches Seminare der BLÄK unkompliziert online gebucht werden können. In der Weiterbildung ­arbeiten wir unter anderem an der Digitalisierung der Antragsstrecke zur Weiterbildungsbefugnis und erneuern die Software, mit der ­Anträge für die Zulassung zu Weiterbildungsprüfungen intern bearbeitet werden. Und auch für unsere Medizinischen ­Fachangestellten (MFA) richten wir gerade ein neues Online-Portal ein. Die Digitalisierung des gesamten Ablaufs rund um die MFA-Ausbildung wird es sowohl den ausbildenden Ärztinnen und Ärzten als auch den Auszubildenden erleichtern, der Kammer ­Unterlagen wie Verträge und Nachweise zukommen zu lassen und die Bearbeitung effizienter zu gestalten. Im Fokus steht selbstverständlich auch die kontinuierliche Verbesserung der IT-Sicherheit, um die sensiblen Daten unserer Mitglieder vor Missbrauch zu schützen. Dies wird in der digitalen Welt immer wichtiger, da die Bedrohungen durch Cyberkriminalität stetig zunehmen.

Mit den neuen Beitragsbescheiden im Januar werden deshalb die Kammerbeiträge angepasst – von 0,38 auf 0,46 Prozent und erstmals auch die Rentnerinnen und Rentner veranlagt. Mit großer Mehrheit hat der Bayerische Ärztinnen- und Ärztetag in Lindau dies so beschlossen. Diese Entscheidung wurde nicht beiläufig getroffen. Sie ist ein Zeichen gemeinsamer Verantwortung derer, die die Kammer bisher mitgestaltet haben für die jungen Kolleginnen und Kollegen. Es ist ein Zeichen der Solidarität und der Generationengerechtigkeit, ist die Hand im Rücken für die vielfältigen Aufgaben unserer Landesärztekammer, macht die Selbstverwaltung fit für die Zukunft.

An dieser Stelle gilt mein Dank auch den Mitarbeitenden der BLÄK, die diese Aufbruchsstimmung hin zu einer mitglieder­orientierten Organisation mittragen. Dieser Prozess des Umdenkens, des neu Sortierens, wird in zahlreichen Sitzungen und Klausuren gemeinsam erarbeitet. Für diesen „Wind der Veränderung“ ist nicht nur unser Hauptgeschäftsführer verantwortlich, alle lassen sich anstecken, Althergebrachtes neu zu denken. Das ist ein guter Weg, den wir weitergehen wollen, den Präsidium und Vorstand der BLÄK uneingeschränkt tragen und unterstützen.
 
In diesem Jahr können wir auf 80 Jahre Bayerische Landesärzte­kammer seit ihrer Wiedererrichtung im Jahre 1945 zurückblicken – was für eine lange Tradition. Umso mehr vermisse ich in den Wahlprogrammen der Parteien ein Bekenntnis zu dieser Selbstverwaltung und ich fordere es an dieser Stelle ein. In Bayern leistet die Landesärztekammer als Expertin in einer Reihe von ­Arbeitsfeldern des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit, Pflege und Prävention politische Arbeit. Unter anderem in der Landesarbeitsgemeinschaft Public Health, dem Landes­gesundheitsrat, der Landesarbeitsgemeinschaft Impfen, dem Runden Tisch „Psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen“, dem Bündnis für Prävention oder eigenen Formaten wie dem „Aktionsbündnis Hitzeschutz Bayern“ mit aktuell über 20 Bündnispartnern.

Carpe diem. Mit den besten Wünschen für ein gutes, gesundes, neues Jahr in Frieden.

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