Daran denken: Pomadenkrusten
Fall 1
Nach Umstellung der bisher verwendeten Windelmarke traten bei einem vier Monate alten weiblichen Säugling von den Eltern erstmalig beobachtete, gelb-bräunliche Auflagerungen in der Leistengegend auf. Die Krusten konnten weder mit Wasser abgewaschen werden noch stellte sich der Versuch einer vorsichtigen mechanischen Entfernung als wirksam heraus. Auch der vermehrte Gebrauch pflegender Externa erbrachte keine Verbesserung. Ein ärztlicher Therapieversuch bei Verdacht auf intertriginöse Candidose mit einer Miconazol-haltigen Zinksalbe verstärkte die Schuppung weiter. Subjektive Beschwerden bestanden im gesamten Zeitraum nicht.
Befund
Es zeigten sich gelb-bräunliche, hyperkeratotische, nicht nässende Auflagerungen symmetrisch in den Leisten.
Fall 2
Anamnese
Ein 14-jähriges Mädchen stellte sich mit seit Monaten bestehenden, symptomlosen Hautveränderungen um ein seit zwei Jahren vorhandenes Piercing im Nabelbereich vor. Eine topische antientzündliche und antimykotische Kombinationsbehandlung erbrachte keine Besserung.
Befund
In dem das Piercing umgebenden Areal imponierten flache gelblich-bräunliche Keratosen.
Pomadenkruste. Lockere Aussaat flacher bräunlicher Auflagerungen um ein Nabelpiercing.
Pomadenkruste. Komplette Ablösung der Auflagerungen nach 5-minütiger Applikation von Babybene®-Antischuppengel. Die Rötung resultiert aus dem mechanischem Abrieb.
Diagnose
In beiden Fällen erfolgte die Diagnose einer Pomadenkruste aufgrund des klinischen Bildes (pigmentierte Hyperkeratosen), der Anamnese (Neubildung, somit keine genetische Hauterkrankung wie ein epidermaler Nävus), des fehlenden dermatoskopischen Nachweises von Pseudohornzysten (Ausschluss Verruca seborrhoica) und Einblutungen (Ausschluss vulgäre Warzen) und der fehlenden subjektiven Beschwerden.
Therapie
Durch Applikation eines Oleogels aus verschiedenen Ölen, wie Macadamiaöl, Olivenöl und Jojobaöl (Babybene® Antischuppengel), das sich derzeit durch seine starke keratolytische Wirkung im Gegensatz zu vergleichbaren Produkten bewährt hat, über fünf Minuten konnte in der Praxis sofort (Fall 2) bzw. nach mehrmaliger Anwendung zu Hause (Fall 1) eine vollständige Ablösung aller Schuppenkrusten erzielt werden.
Hintergrund
Pomadenkrusten entstehen durch übermäßige Anwendung von Pflegeprodukten und stellen sich als gelb- bis grau-bräunliche, festhaftende Schuppen dar, die ursprünglich als Überreste der verwendeten Externa verstanden wurden (Z Hautkr 1975, 50(15), 667-669). Bei Kindern sind die Krusten meist inguinal oder gluteal zu finden, jedoch gibt es auch Fallberichte zu anderen Lokalisationen wie Gesicht oder Achseln bei älteren Patienten (Pediatr Dermatol 2003, 20(3), 215-220). Neben der Hefe Malassezia (Nihon Ishinkin Gakkai Zasshi 2005, 46(3), 193-196) vermuten neuere Untersuchungen zusätzlich auch die Induktion der Hyperkeratosen durch Inhaltsstoffe in den verwendeten Externa (Hautarzt 1979, 30(6), 321-322).
Pomadenkrusten sollten immer bei pigmentierten, neu aufgetretenen Hyperkeratosen in die differenzialdiagnostischen Überlegungen mit einbezogen werden. Die Diagnose kann zeitnah in der Praxis verifiziert werden.
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