Eine große Verpflichtung

BLÄK-Präsident Dr. Gerald Quitterer

Herr Dr. Quitterer, mit Erscheinen der Märzausgabe des „Bayerischen Ärzteblattes“ sind Sie rund sechs Wochen Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK). Nochmals herzlichen Glückwunsch. Wie fühlt sich das an?

Quitterer: Mit Freude habe ich dieses Amt angetreten und auch jetzt, nach sechs Wochen im Amt, fühlt es sich gut an. Die Mehrheit der Delegierten in der Vollversammlung hat mir ihr Vertrauen ausgesprochen, das stärkt mir den Rücken und ist mir Verpflichtung. Ich möchte meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der BLÄK kennenlernen und mir die Ablaufstrukturen in den jeweiligen Abteilungen anschauen.

Wie interpretieren Sie dieses eindeutige Votum, dass Sie sich gleich im ersten Wahlgang durchgesetzt haben?

Quitterer: Ich verstehe das als Antwort auf meine bisherige berufspolitische Tätigkeit, in der ich fassbar und glaubhaft für die Belange der gesamten Ärzteschaft eingetreten bin. Für die Hausärzte, für die Klinikärzte, für die Fachärzte. Dieses Mandat bedeutet für mich, die Anliegen aller Ärztinnen und Ärzte - im Rahmen des Machbaren - zu unterstützen.

Sie hatten in Ihrer Wahlrede (wir berichteten) die großen gesundheits- und berufspolitischen Themen angesprochen. Können Sie Ihre drei Top-Themen nennen?

Quitterer: Top-Thema ist auf alle Fälle die Nachwuchsgewinnung. Dazu gehört für mich zum einen die Darstellung der Attraktivität des ärztlichen Berufes. Da sind wir alle gefragt, in unserem Selbstverständnis als Ärztinnen und Ärzte diese Profession vorzuleben und aufzuzeigen, was es bedeutet, direkt am Patienten tätig zu sein, mit ihm in Beziehung zu treten und ihn in allen gesundheitlichen Belangen zu begleiten. Zum anderen benötigen wir verbesserte Rahmenbedingungen und vor allem mehr Studienplätze für Humanmedizin an deutschen Universitäten. Das zweite Top-Thema ist die BLÄK selbst. Sie als den Ort darzustellen, an dem man sich um alle beruflichen Belange der Kolleginnen und Kollegen kümmert. Die Landesärztekammer ist eine europaweit einmalige Form der Selbstverwaltung, in der wir uns eine eigene Berufsordnung geben können. Damit komme ich zum dritten Punkt: die Umsetzung der neuen (Muster-)Weiterbildungsordnung (MWBO), die verlässliche Kompetenzen und Inhalte für die jungen Kolleginnen und Kollegen, die sich zum Facharzt weiterbilden, beinhaltet.

In Sachen MWBO arbeiten Sie auf Bundesebene mit. Wie ist hier der Sachstand?

Quitterer: Die Beschäftigung auf Bundesebene war zunächst begründet in meinem Antrag vom vergangenen Jahr auf dem Deutschen Ärztetag (DÄT) in Freiburg, endlich die sogenannten „Kopfteile“, also die Gebietsdefinitionen in den jeweiligen Fachgebieten, zu einem Abschluss zu bringen und damit den Einstieg auch in die Diskussion über die weiteren Inhalte der MWBO zu beraten. Ich hoffe, dass diese Ergebnisse auf dem diesjährigen DÄT beschlossen und im Anschluss in den Ländern umgesetzt werden können.

Und was fehlt?

Quitterer: Es fehlen noch Stellungnahmen aus den Weiterbildungsausschüssen einzelner Landesärztekammern insbesondere zu den Zusatzbezeichnungen sowie das elektronische Logbuch, wofür mittlerweile die Ausschreibung erfolgt ist. Ich begrüße dieses elektronische Logbuch, weil damit dieser große Blätterwald endlich entfällt. Man wird in Zukunft die Weiterbildung verfahrenstechnisch besser dokumentieren können. Die Übersicht sowohl für die Kolleginnen und Kollegen in Weiterbildung als auch für die Weiterbilder wird dadurch verbessert.

Wie sehen Sie da die Zeitschiene?

Quitterer: Ich hoffe, dass das alles innerhalb dieses Jahres absolviert werden kann, auch wenn das ein ambitionierter Zeitplan ist. Doch wer beispielsweise zum Jahr 2019 die Weiterbildung beginnt wird erst im Jahr 2025 fertig sein. Dieses Zeitfenster müssen wir im Blick haben. Ein weiteres „Vor-Uns-Herschieben“ darf es nicht geben. Wir brauchen die jungen Fachärztinnen und -ärzte in der Versorgung.

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?

Quitterer: Sowohl durch die digitalen Technologien als auch von Seiten der anderen nichtärztlichen Gesundheitsberufe wird es neue Formen der Kooperation in der Patientenversorgung geben, die gelebt werden müssen. Wir benötigen unbedingt eine Kultur des Miteinanders, um nicht Schritt für Schritt ärztliche Tätigkeitsfelder in andere Bereiche zu verlagern.


„Netzwerken gehört zur Kammerarbeit.“

Richten wir den Blick nach innen. Gibt es denn eine klare Resortierung mit Ihren Vizepräsidenten?

Quitterer: Ja, es gibt eine klare Ressortaufteilung. Ich zeichne künftig verantwortlich für die Themen Weiterbildung (niedergelassener Bereich), Fortbildung, Personal, Medizinische Fachangestellte, Fachsprachenprüfung, Prävention (niedergelassener Bereich) und Palliativmedizin (niedergelassener Bereich). Kollege Andreas Botzlar für Krankenhausplanungsausschuss, Prävention (Klinikbereich), Palliativmedizin (Klinikbereich), Weiterbildung (Klinikbereich) und Kollege Wolfgang Rechl für Qualitätssicherung, Berufsordnung, Gutachterstelle, Ärztliche Stellen, GOÄ, Lebendspendekommission. Gut finde ich, dass wir tatsächlich auch andenken, bei einigen Themen gemeinsam aufzutreten. Ich freue mich auf die gute Zusammenarbeit mit meinen beiden Vizepräsidenten, denen ich an dieser Stelle herzlich zu ihrer Wahl gratuliere.

Kommen wir noch zur Politik. Wie sehen Sie da Ihre Rolle?

Quitterer: Die Kontakte zur Politik sind mir wichtig, ohne Frage. Dieses „Netzwerken“ gehört zur Kammerarbeit und ist für mich nicht gänzlich neu. Dagegen ist die Wahrnehmung des Präsidentenamtes in den Medien und den damit verbundenen Auftritten vor dem Mikrofon oder vor laufender Kamera für mich schon noch eine Herausforderung.

Wo liegen Ihre persönlichen Stärken?

Quitterer: Zu meinen Stärken zähle ich Verlässlichkeit und die Fähigkeit, mich für Neues zu begeistern.

Vielen Dank für das Gespräch. Die Fragen stellte Dagmar Nedbal (BLÄK)

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