Fünf Jahre Bayerische Antibiotikaresistenz-Datenbank BARDa

Fünf Jahre Bayerische Antibiotikaresistenz-Datenbank BARDa

Antibiotikaresistente Krankheitserreger sind weltweit ein ernst zu nehmendes medizinisches Problem. Die kontinuierliche Surveillance antibiotikaresistenter Bakterien soll belastbare Daten zur Verbreitung von Antibiotikaresistenzen liefern und helfen, Tendenzen frühzeitig zu erkennen. Zudem können so Maßnahmen gegen die Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen überprüft und angepasst werden. 2017 wurde das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) vom Bayerischen Ministerrat im „Gemeinsamen Aktionsplan gegen Antibiotikaresistenzen“ mit der Etablierung einer Bayerischen Antibiotika­resistenz-Datenbank (BARDa) beauftragt. BARDa wird seit ihrer Gründung von der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) und der Bayerischen Krankenhausgesellschaft (BKG) unterstützt.
•    https://www.stmgp.bayern.de/wp-content/uploads/2017/12/bayerischer-aktionsplan-gegen-antibiotikaresistenzen.pdf

Aufbau und Datenbasis von BARDa

BARDa veröffentlichte erstmals für das Jahr 2019 Resistenzdaten für elf bakterielle Erreger des stationären (Intensiv- und Pflegestation) und des ambulanten Sektors (­Klinikambulatorien und niedergelassene Praxen) der humanmedizinischen Versorgung. Zunächst lieferten 15 Laboratorien und Krankenhauslabore, verteilt über alle sieben bayerischen Regierungsbezirke, auf freiwilliger Basis anonymisierte Daten aus ihrer Routinediagnostik über eine Schnittstelle elektronisch an BARDa. Bis 2023 wuchs die Zahl der Teilnehmer auf 30 (17 Kliniklabore, darunter fünf Universitätskliniken und 13 niedergelassene Laboratorien). Wurden im Jahr 2019 noch 250.950 Antibiogramme in die Auswertung einbezogen, waren es nach fünf Jahren, also für das Jahr 2023 bereits 530.732 Antibiogramme (vgl. Abbildung 1). Die bayerischen Daten werden zudem an die bundesweite Antibiotikaresistenz-Surveillance (ARS) des Robert Koch-Instituts übermittelt.

Nach Validierung der Daten in enger Abstimmung mit den Laboren werden die aggregierten Raten sensibler, intermediärer (sensibel bei erhöhter Exposition) und resistenter Keime halbjährlich als interaktive Datenbank auf den Internetseiten des LGL der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Für die Anteile resistenter Erreger wird zudem das Konfidenzintervall (95 Prozent) nach Wilson ausgewiesen.

https://www.lgl.bayern.de/gesundheit/infektionsschutz/barda/index.htm

Aktuelle Resistenzlage in Bayern

Insgesamt zeigen sich in Bayern bei den meisten der betrachteten bakteriellen Krankheitserreger zufriedenstellende Resistenzraten, sodass meist ausreichend Wirkstoffe als Therapieoptionen zur Verfügung stehen. Häufig ergibt sich ein Resistenzgefälle mit absteigenden Resistenzraten von den Intensivstationen über die Pflegestationen hin zu den Klinik-Ambulanzen. Die geringsten Resistenzraten weisen im Regelfall Isolate aus den ärztlichen Praxen auf.

Für Staphylococcus aureus ist die Resistenzlage insgesamt sehr befriedigend. Der Anteil mutmaßlicher MRSA-Stämme mit einer Oxacillin-Resistenz als Marker liegt für das Jahr 2023 bei Isolaten aus dem Krankenhausbereich zwischen 5,2 Prozent und 6,2 Prozent, bei Isolaten aus den ärztlichen Praxen sogar nur bei 3,9 Prozent und ist damit weiterhin als sehr niedrig zu beurteilen. Mäßige Resistenzraten mit leicht steigender Tendenz zeigen sich gegen das Lincosamid Clindamycin und das Makrolid Erythromycin.

Auffällig ist für Streptococcus pneumoniae in 2023 eine deutliche Erhöhung der Resistenzraten gegenüber Makroliden sowie eine mäßige Erhöhung der Resistenzraten gegenüber Tetracyclinen im Vergleich zu den Jahren 2021 und 2022. Diese Erhöhungen sind auf den ambulanten Bereich beschränkt und zeigen sich besonders bei Isolaten aus Arztpraxen. Die weitere Entwicklung wird von BARDa weiterhin aufmerksam beobachtet.

Als Problemkeim muss nach wie vor Enterococcus faecium angesehen werden, der insgesamt gegenüber den gebräuchlichen Wirkstoffen hohe bis sehr hohe Resistenzraten aufweist und auch insbesondere gegenüber Vancomycin und in geringerem Maße auch gegenüber Teicoplanin als Reserveantibiotika erhöhte Resistenzraten zeigt, die aber im Vergleich zum Vorjahr tendenziell leicht gesunken sind.

Ausblick

BARDa präsentiert seit fünf Jahren flächendeckend repräsentative und belastbare Daten zur Anti­biotikaresistenz-Situation in Bayern, die in der Praxis als Hilfestellung für eine rationale Antibiotikatherapie herangezogen werden können und liefert Entscheidungsträgern die notwendige Datengrundlage. Dies ist in besonderem Maße den teilnehmenden Laboren und dem Engagement ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu verdanken, ohne die eine solche umfangreiche und valide Datengrundlage nicht geschaffen werden könnte. Für die Zukunft sollen eine Trendanalyse für einzelne Erreger-Antibiotikum-Kombinationen und Auswertungen für weitere Erreger bzw. nach Material aus bestimmten Lokalisationen (zum Beispiel Wunde, Blut, Harnwege) implementiert werden.

Weitere Infos:
https://www.lgl.bayern.de/gesundheit/infektionsschutz/barda/index.htm

Ergebnisse von BARDa
https://www.lgl.bayern.de/gesundheit/infektionsschutz/barda/barda_interaktiv.htm

Autorinnen und Autoren



Dr. Susanne Heinzinger
Michael Marx
Dr. Gabriele Rutz
Dr. Andrea Weber
Dr. Stefan Hörmansdorfer

Korrespondenz:
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Sachgebiet GI2.2, E-Mail: BARDa@lgl.bayern.de

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