In eigener Sache

Dr. Gerald Quitterer

In einer dynamischen und sich ständig verändernden Gesellschaft ist die Fähigkeit einer Organisation, sich kontinuierlich zu verbessern und anzupassen, von entscheidender Bedeutung. Eine wichtige Voraussetzung für diesen Fortschritt ist die Bereitschaft, konstruktive Kritik anzunehmen. Solche Kritik fördert Innovationen, spornt an und trägt zur eigenen Weiterentwicklung bei. Gleichzeitig wirft man uns etwa vor, zu „behördlich“, „langsam“ und aus der Zeit gefallen zu sein. Ich kann diese Einschätzungen teilweise nachvollziehen und sie werfen grundsätzliche Fragen auf: Warum brauchen wir die Bayerische Landesärztekammer (BLÄK)? Was leistet sie konkret für die Ärztinnen und Ärzte? Was würde passieren, gäbe es die BLÄK nicht? Und wie kann sie sich weiterentwickeln, um die Interessen ihrer Mitglieder noch besser zu vertreten und gleichzeitig ihren hoheitlichen Aufgaben nachzukommen?

Als Körperschaft des öffentlichen Rechts erfüllt die BLÄK heute eine Vielzahl von Aufgaben, wodurch es uns derzeit 96.000 Ärztinnen und Ärzten in Bayern ermöglicht wird, unsere beruflichen Belange selbst zu regeln, anstatt uns diese vom Staat vorschreiben zu lassen. Die Kammer fördert gemeinsam mit den 63 Ärztlichen Kreis- und den acht Ärztlichen Bezirksverbänden den kontinuierlichen Austausch der Ärzteschaft im Freistaat, gestaltet den Dialog mit der Öffentlichkeit und vertritt die beruflichen und wirtschaftlichen Interessen der Ärzte gegenüber anderen Akteuren im Gesundheitswesen, etwa den Kostenträgern (Krankenkassen) oder dem Gesundheitsausschuss im Bayerischen Landtag. Dadurch wird sichergestellt, dass unsere Anliegen in politischen Prozessen Gehör finden. Konkret reichen unsere Aktivitäten von der Erstellung und Verbreitung von politischen Positionspapieren über die Veröffentlichung von Pressemitteilungen und die Durchführung von Pressekonferenzen bis zum regelmäßigen persönlichen Austausch mit Ministerinnen und Ministern, Abgeordneten und Entscheidungsträgern, um nur einige Beispiele zu nennen. Vom vorpolitischen Raum bis hin in den parlamentarischen Gesundheits-Gesetzgebungsprozess reicht das Wirken der BLÄK. Wir werden uns weiter aktiv zu wichtigen Themen einbringen – etwa zur Verbesserung der Patientensteuerung, zur Förderung der ärztlichen Niederlassung, zum Bürokratieabbau im Gesundheitswesen und immer wieder: Zur Novellierung der ärztlichen Approbationsordnung. All dies dient nicht zuletzt der Verteidigung des freien Berufes und der Profession Arzt.

Ebenso wie in der Gesundheitspolitik wirkt die BLÄK in der Baye­rischen Ärzteversorgung mit, schafft soziale Einrichtungen für Ärztinnen und Ärzte und ihre Angehörigen, überwacht die Erfüllung der ärztlichen Berufspflichten, fördert die ärztliche Fort- und Weiterbildung und arbeitet stetig an der Verbesserung des Qualitätsmanagements in der Medizin. Der entscheidende Vorteil gegenüber einer rein staatlichen Organisation liegt darin, dass beispielsweise die Weiterbildungs- und Fortbildungsordnung sowie Qualitätssicherungsmaßnahmen von der Ärzteschaft selbst definiert und weiterentwickelt werden können – sei es durch die Einführung neuer Facharztbezeichnungen oder spezieller Seminare, etwa zur Medizin für Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung oder mehrfacher Behinderung. Dies trägt dazu bei, hohe Standards in der medizinischen Versorgung zu gewährleisten.

Bei all ihren Aktivitäten lebt die Kammer vom ehrenamtlichen Engagement tausender Ärztinnen und Ärzte. Nur dank unserer Delegierten, Abgeordneten, Prüferinnen und Prüfer, unserer Weiterbildungsbefugten, sowie der Mitglieder unserer 17 Kommissionen und Ausschüsse können wir unsere Aufgaben überhaupt wahrnehmen. Dreh- und Angelpunkt all unserer Entscheidungsprozesse ist unsere ordentliche Vollversammlung, der „Bayerische Ärztinnen- und Ärztetag“. „Wir sind Kammer“ ist also nicht nur ein Lippenbekenntnis. Die BLÄK ist demokratisch und kann von uns allen mitgestaltet und weiterentwickelt werden. Sie ist eine Institution, die von der Ärzteschaft in Eigenverantwortung und selbstbestimmt geleitet wird und sich tagtäglich für alle Ärztinnen und Ärzte in Bayern einsetzt. Deshalb appelliere ich an Sie: Bringen Sie sich ein! Demokratie ist eine Herausforderung. Sie lebt von der aktiven Beteiligung und es erfordert Zeit und Anstrengung, sich zu informieren, in Diskussionen einzubringen und an Wahlen teilzunehmen. Dennoch lohnt sich dieser Aufwand. Die Kammer vereint die Angehörigen des ärztlichen Berufs und verleiht ihnen Anerkennung.  

BLÄK: von und für Ärztinnen und Ärzte

Um auch in Zukunft erfolgreich zu sein, müssen wir mit der Zeit gehen. Viele Ärztinnen und Ärzte in Bayern wünschen sich eine modernere, serviceorientiertere und digitalere Kammer – das zeigen die ersten Ergebnisse unserer aktuellen Mitgliederbefragung. Das ist gut so, denn die Modernisierung der BLÄK wurde in den vergangenen Jahren vernachlässigt. Mit unserer Strategie „BLÄK 2028: Fit für die Zukunft“ haben wir nun aber einen klaren Fahrplan entwickelt, um uns den Herausforderungen der kommenden Jahre zu stellen. Wir gehen weg vom Papier, wir digitalisieren unsere Arbeitsprozesse und stellen effiziente Strukturen in der Organisation sicher. So wird die BLÄK ihre Mitglieder künftig schneller und bedarfsgerechter unterstützen und die Transparenz verbessern können. Hierzu entwickeln wir neue digitale Angebote.

Im Bereich der ärztlichen Fort- und Weiterbildung haben wir unseren Video-Content stark ausgebaut. Zahlreiche Tutorials zur neuen Weiterbildungsordnung sowie Video-Fortbildungen stehen nun „on demand“ zur Verfügung. Zudem haben wir in unserer Gutachterstelle für Arzthaftungsfragen ein elektronisches Antragsverfahren eingeführt und ein neues digitales Gremienportal eingerichtet. Sie sehen: Im Maschinenraum der Kammer tut sich derzeit einiges. Doch BLÄK 2028 ist kein Selbstzweck des Modernisierens wegen. In den kommenden Jahren werden viele Mitarbeitende der Kammer in Rente gehen. Und in ihrer heutigen Form ist die BLÄK in 10 Jahren nicht mehr Arbeitgeber der Wahl – gerade auf einem so umkämpften Arbeitsmarkt wie München. Wir wollen und müssen ein moderner attraktiver Arbeitgeber sein, kurzum: eine neue BLÄK. Auch daher planen wir einen Relaunch der Webseiten, des Mitgliederportals und der Stammdatenverwaltung der Kammer sowie eine Modernisierung unserer gesamten IT-Infrastruktur. Wir müssen uns heute verändern, damit wir unsere Aufgaben als Kammer auch morgen noch erfüllen können – für uns, liebe Kolleginnen und Kollegen! BLÄK 2028 – Fit für die Zukunft braucht die Unterstützung jeder und jedes Einzelnen von uns.

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