Mitgliederbefragung als Wegweiser für die Zukunft

Dr. Gerald Quitterer

Dass sich die Bayerische Landesärztekammer (BLÄK) den Heraus­forderungen, denen sie sich als Körperschaft des öffentlichen Rechts für künftige Aufgaben stellen und sich weiterentwickeln muss, haben wir erkannt und dazu vor knapp zwei Jahren das Projekt „BLÄK 2028 – Fit für die Zukunft“ angestoßen. Um herauszufinden, ob damit auch die Interessen und Belange von Ihnen, sehr geehrte, liebe Kolleginnen und Kollegen, ausreichend berücksichtigt sind, haben wir eine repräsentative Mitgliederbefragung aller Ärztinnen und Ärzte in Bayern angestoßen. Die Beteiligung war beeindruckend. Mit einer Rücklaufquote von 19 Prozent und über 8.000 Einzelkommentaren haben Sie uns eine überwältigende Resonanz gegeben. Ihre Meinungen, Anregungen und auch Ihre Kritik sind für uns sehr wertvoll und zeigen, dass Sie sich aktiv in die Gestaltung unserer gemeinsamen Zukunft einbringen möchten. Wir haben analysiert, wo die BLÄK in Ihren Augen steht und, dass der Weg, wohin wir uns entwickeln wollen – nach dem Motto: „Was tut die Kammer für mich als Ärztin/Arzt?“ – fokussiert weiterverfolgt werden muss.

Kommunikation und Transparenz

Die Umfrageergebnisse haben klargemacht, dass wir insbesondere im Bereich der Kommunikation und Information den Fokus auf deutlichere Botschaften legen müssen, insbesondere bei der Beantragung von Weiterbildungsbefugnissen und Anträgen auf Facharztanerkennung oder der Nutzung des eLogbuchs, das von vielen als zu kompliziert empfunden wird. Ein zentraler Punkt, der in der Umfrage zurückgekoppelt wurde, ist der Wunsch nach mehr Transparenz im Bearbeitungsprozess. Um besser auf Fragen wie: „Was brauche ich wofür?“ oder: „Wer macht wo was für mich?“ antworten zu können, werden wir unsere Prozesse vereinfachen und klarere Anleitungen sowie bessere Unterstützung und Rückmeldungen anbieten, damit Sie sich nicht durch unnötige Bürokratie kämpfen müssen. Hierbei spielt die Digitalisierung eine entscheidende Rolle. Wir werden die Digitalisierung unserer Arbeitsabläufe weiter vorantreiben, um Prozesse nicht nur zu beschleunigen, sondern auch den aktuellen Stand Ihrer Anträge für Sie einsehbar zu machen. Digitalisierung ist für uns dabei kein Selbstzweck, sondern Voraussetzung, um effizienter und transparenter zu agieren. Ich gebe Ihnen Recht: Hier müssen wir besser werden, Bürokratie abbauen, Prozesse verschlanken und beschleunigen. Wir sind auf dem Weg.

In der Umfrage wurde auch Kritik an unserer angeblich mangelnden Positionierung gegen die Telematikinfrastruktur (TI) und das E-Rezept geäußert. Wie viele von Ihnen vielleicht wahrgenommen haben, habe ich wiederholt in Stellungnahmen, Artikeln, Pressemitteilungen und auch Gesprächen mit politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern auf die Fallstricke und Risiken dieser Entwicklungen hingewiesen. Dabei habe ich die technischen Herausforderungen, Datenschutzbedenken und ­potenziellen Auswirkungen auf den Praxis- und Klinikalltag deutlich gemacht. Es wurde ersichtlich, dass viele von Ihnen den Wunsch haben, dass die Kammer mehr politischen Druck ausübt, um die Interessen des Berufsstandes zu verteidigen. Doch politischer Druck kann nicht nur vom Präsidenten kommen – dazu ist die Unterstützung der Basis notwendig. Nur gemeinsam können wir stark sein und als geschlossene Kammer auftreten. Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass wir als Kammer zwar eine beratende Funktion in der politischen Willens- und Meinungs­bildung haben, die wir umfänglich nutzen, aber letztlich keine direkte Einflussmöglichkeit auf abschließende Entscheidungen in den jeweiligen Gremien. Dennoch werden wir weiterhin die Herausforderungen und Risiken aber auch Chancen künftiger Entwicklungen, aktuell ist dies die vorgesehene Befüllung der elektronischen Patientenakte (ePA), offen ansprechen und uns dafür einsetzen, dass die Interessen der Ärzteschaft gehört werden.

Vor allem ein Kommentar aus der Umfrage zeigt deutlich, wo wir hier ansetzen müssen: „Danke für diese Umfrage! Gut ausgewertet könnte sie zu einer Verbesserung führen. Derzeit bin ich mehr als unzufrieden mit der Arbeit der BLÄK, die eigentlich unsere Standesvertretung und Servicestelle insbesondere um die Themen Weiterbildung, Facharztausbildung, Weiterbildungs­ermächtigung sein sollte. Die derzeitigen Bearbeitungs- und damit Wartezeiten in diesen Bereichen sind nicht mehr akzeptabel, die Transparenz und die Rückmeldungen an die Antragsteller miserabel.“ Gleichzeitig haben wir aber auch das Lob gehört: „­Alle meine Anliegen wurden zur Zufriedenheit bearbeitet.“ Dieser vermeintliche Widerspruch zeigt, dass wir offenbar nicht immer einheitlich agieren und dass unsere Servicequalität noch nicht überall gleich ist.

Konkrete Verbesserungsmaßnahmen

»    Effizientere Antragsbearbeitung: Durch die interne Einführung digitaler Lösungen und die Vereinfachung interner Abläufe wollen wir Bearbeitungszeiten deutlich reduzieren. Dies wird es uns ermöglichen, Anträge schneller und effizienter zu bearbeiten und Ihnen schneller Rückmeldung zu geben.

»    Transparente Kommunikation: Wir werden klare Kommunikationswege etablieren und sicherstellen, dass Sie als Mitglied jederzeit über den Stand Ihrer Anträge informiert sind. Wir werden an konkreten und individuellen Antworten arbeiten.
»    Verbesserte Servicequalität: Die BLÄK soll eine echte Service­stelle für Sie sein – eine Anlaufstelle, die Ihre Anliegen ernst nimmt und Ihnen kompetent zur Seite steht. Wir stehen für einen freundlichen und serviceorientierten Umgangston, damit Sie sich bei uns gut aufgehoben fühlen.

»    Überarbeitung der Homepage und des Mitgliederportals: Wir werden unsere Homepage und das Mitgliederportal überarbeiten, um Ihnen den Zugang zu Informationen und Dienstleistungen der Kammer zu erleichtern. Unser Ziel ist es, dass Sie schneller und unkomplizierter die gewünschten Informationen finden und Ihre Anliegen online bearbeiten können.

Neben der Kritik haben wir auch zahlreiche positive Rückmeldungen erhalten. Viele von Ihnen haben betont, dass Sie mit unserer Arbeit zufrieden sind und die Richtung, die wir eingeschlagen haben, als richtig empfinden. Es freut mich zu sehen, dass unser Engagement und die bereits umgesetzten Verbesserungen von vielen geschätzt und anerkannt werden. Diese zufriedenen Stimmen geben uns Rückenwind und zeigen uns, dass wir auf dem richtigen Kurs sind, auch wenn noch Aufgaben vor uns liegen und es Zeit benötigt, diese zu meistern. Unser Ziel: Einen kontinuier­lichen Verbesserungsprozess in der Organisation etablieren.

Ich möchte mich nochmals bei Ihnen allen für Ihre Offenheit und Ihre konstruktiven Beiträge bedanken. Die Umfrage hat uns nicht nur Handlungsfelder aufgezeigt, sondern auch bestärkt, unseren neuen Kurs beizubehalten. Ihre Kritik ist ein Ansporn für uns, besser zu werden, damit Ihre Anliegen noch mehr im Mittelpunkt unserer Arbeit stehen. Wir wollen eine Kammer sein, die Sie in Ihrem Alltag unterstützt, die Ihre berufliche Entwicklung fördert und die Ihnen als verlässlicher Partner zur Seite steht. „BLÄK 2028 – Fit für die Zukunft“ – ist unser gemeinsamer Weg dahin. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen, basiert auf der Motivation aller Beteiligten und auf den nötigen personellen und finanziellen Ressourcen. Lassen Sie uns diesen Weg gemeinsam gehen.

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