Wiedereinstiegsseminare als Chance!

Wiedereinstiegsseminare

Eine Analyse von Wiedereinstiegsseminaren der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) ist im Deutschen Ärzteblatt erschienen (Dtsch Arztebl 2015; 112(37): A-1466/B-1236/C-1208 (www.aerzteblatt.de/archiv/171958/Wiedereinstiegsseminare-Die-stille-Reserve-schoepfen?src=search)

Vor dem Hintergrund des allgemeinen Ärztemangels haben wir Wiedereinstiegsseminare als eine Möglichkeit, Ärztinnen und Ärzte dabei zu unterstützen, nach einer beruflichen Pause wieder eine patientennahe ärztliche Tätigkeit aufzunehmen, evaluiert.

Konzipiert wurde die Studie von Professor Dr. Jost Steinhäuser, Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck. Sie wurde in Zusammenarbeit mit Dr. J. W. Weidringer, Referat Fortbildung, Bayerische Landesärztekammer (BLÄK), und mir durchgeführt.

Seit 2003 werden von der BLÄK einwöchige Wiedereinstiegsseminare angeboten. Schwerpunkte dieser Seminare sind:

» medizinisch-fachliche Themen (25 Stunden)
» betriebswirtschaftlich-juristische Themen (vier Stunden)
» Kommunikation (vier Stunden)
» Beiträge zu Work-Life-Balance  (drei Stunden)
» „Speaker’s Corner“ (Austausch zu Fragen der Fort- und Weiterbildung – zwei Stunden)

Um herauszufinden, welchen Stellenwert die Wiedereinstiegsseminare bei der Wiederaufnahme einer ärztlichen Tätigkeit hatten, wurde ein Fragebogen erarbeitet, der an alle 215 ehemaligen Teilnehmer der Wiedereinstiegsseminare in Bayern aus den Jahren 2010 bis 2013 versendet wurde. Diese Studie wird von einer weiteren, qualitativen Studie begleitet.

Kernaussagen:

» Rund jeder vierte der Ärztinnen und Ärzte im berufsfähigen Alter, die nicht ärztlich tätig sind, haben eine Facharztqualifikation.
» Die durchschnittliche Berufspause vom ärztlichen Beruf liegt bei zehn Jahren.
» Die Mehrheit der Teilnehmer von Wiedereinstiegsseminaren ist anschließend wieder ärztlich tätig.
» Der Einfluss eines Wiedereinstiegsseminars, den ärztlichen Beruf wieder auszuüben, wird von rund 50 Prozent der ehemaligen Teilnehmer eines solchen Seminars als hoch eingeschätzt.
» Zukünftig sollten Wiedereinstiegsseminare flächendeckend implementiert werden.

Es zeigte sich, dass 69 Prozent der ehemaligen Teilnehmer nach dem Wiedereinstiegsseminar wieder eine ärztliche Tätigkeit aufgenommen hatten. Der Einfluss des Seminars, wieder ärztlich tätig zu werden, wurde von der Hälfte der Teilnehmer als groß („sehr viel“ und „viel“) eingeschätzt (gefragt wurde mit einer vierstufigen Skala von „sehr viel“, über „viel“ und „eher nicht“ bis „gar nicht“). Rund zwei Drittel der wieder ärztlich tätigen Teilnehmer sind durch das Seminar fachlich bestärkt worden. Jeder fünfte Teilnehmer gab an, dass das Seminar seine Gebietswahl beeinflusst habe.

Ein wesentlicher Punkt war darüber hinaus der Abbau von Ängsten: Befürchtungen, was die fachlichen Anforderungen, den fachlichen Anschluss und das Verlernen von Wissen anbelangt, konnten durch das Seminar nach Angaben der Teilnehmer deutlich reduziert werden. Ängste hinsichtlich betriebswirtschaftlicher Kenntnisse, Regressgefahr und Bereitschaftsdiensten konnten weitestgehend abgebaut werden.

Wenn die Ergebnisse der Studie auf die rund 40.000 Ärztinnen und Ärzte im berufsfähigen Alter in Deutschland, die nicht ärztlich tätig sind, übertragen werden, könnte man ableiten, dass davon rund 10.000 eine Facharztqualifikation haben. Ausgehend von einer Wiedereinstiegsquote von rund 70 Prozent nach Teilnahme an einem Wiedereinstiegsseminar, könnten demnach bis zu 28.000 Ärztinnen und Ärzte durch ein solches Seminar für die ärztliche Tätigkeit gewonnen werden.

Davon ausgehend, dass es sich dabei um eine verhältnismäßig „einfache“ und „preiswerte“ Intervention handelt, sollten Wiedereinstiegsseminare flächendeckend angeboten werden, um möglichst viele Ärztinnen und Ärzte für die Versorgung (wieder) zu gewinnen.

Diese Ergebnisse aufgreifend, werden in einem nächsten Schritt alle Ärztekammern über unsere Ergebnisse informiert und somit möglicherweise motiviert, vergleichbare Seminare anzubieten.

 

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